Blogbeitrag: Selbstwertstärkung – Gefühle erkennen und zulassen
Mein Name ist Sofie, Mutter zweier Töchter, Heilerziehungspflegerin, Lerntherapeutin und Fachpädagogin für Psychotraumatologie.
In meinem beruflichen Alltag unterstütze ich täglich Kinder dabei, ihre Stärken zu entdecken, ein positives Selbstwertgefühl zu erlangen und sich möglichst sicher auf dieser Welt zu fühlen.
Ein positives Selbstwertgefühl zu haben hilft uns mit schwierigen Situationen, Stress und Druck leichter umzugehen und macht uns insgesamt resilienter.
Wir bilden uns unser Selbstwertgefühl häufig aus Meinungen der anderen Menschen über uns. Dabei beinhaltet das Wort ja schon, dass es ein Gefühl ist, welches aus uns selbst kommen sollte.
Sich frei von den Meinungen anderer zu machen, fällt sicher uns allen schwer und würde einen eigenen Beitrag füllen. Wir können jedoch unsere Kinder dabei begleiten, sich selbst und den eigenen Gefühle n etwas mehr zuzuhören.
Damit man sein eigenes Gefühl zum eigenen Selbstwert entwickeln kann, ist es hilfreich, seine eigenen Gefühle insgesamt zu kennen und wahrzunehmen.
Gefühle zu deuten und zu benennen ist auch für Erwachsene oft schwer, daher sollten wir unseren Kindern helfen, ihre Gefühle kennen zu lernen, zu akzeptieren und zu tolerieren.
Um mich selbst und die Menschen in meiner Umgebung besser einschätzen zu können hilft mir, mit extremen Gefühlen und in schwierigen Situationen handlungsfähig zu sein. Ich fühle mich sicherer mit mir selbst und meiner Umgebung.
Sicherheit gibt mir Kraft und stärkt mein Selbstwertgefühl!
Wie können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen, ihre Gefühle zu akzeptieren?
Dazu ein Beispiel:
Es ist Mittwochabend, ich hatte einen langen Arbeitstag und räume gerade den Esstisch ab. Meine Tochter hüpft fröhlich durch das Zimmer und dreht nochmal so richtig auf. Ich merke, dass ich gerade ein hohes Ruhebedürfnis habe.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten, wie ich darauf reagieren kann.
Variante 1: „Mach doch bitte mal etwas ruhiger und dreh nicht so auf, ich hatte einen langen Tag!“
Mein Kind reagiert daraufhin frustriert und weiß nicht, wie es seine Freude anders ausdrücken kann. Möglicherweise geraten wir sogar in einen kleinen Streit.
Variante 2: „Wie schön, dass du so glücklich bist, was macht dich denn so glücklich?“
Mein Kind kommt fröhlich zu mir, setzte sich und spricht mit mir über die glücklichen Ereignisse des Tages. Es lernt hierbei, seine Freude auch durch ein Gespräch auszudrücken.
Variante 1 gibt dem Kind die Rückmeldung: „Dein Gefühl hat hier gerade nicht den richtigen Platz“ und verunsichert es in seinem Selbstbild. Hinzu kommt, dass mein Bedürfnis nach Ruhe, aus dem ich heraus gehandelt habe, nicht erfüllt wird. Am Ende sind mein Kind und ich nicht glücklich über den Ausgang dieser Situation.
Variante 2 beinhaltet eine Akzeptanz dieses Gefühls und bestärkt somit auch das Selbstbild des Kindes.
Jedes Gefühl ist in Ordnung und darf sein.
Darüber hinaus wird mein Bedürfnis nach mehr Ruhe durch das Gespräch auch erfüllt. Ich kann im besten Fall sogar von der positiven Energie profitieren.
Ein Beispiel, um mein Kind bei einem Wutausbruch positiv zu unterstützen:
Bild: ©Luettes Lächeln
Meine Kinder teilen sich am Nachmittag einen Weckmann. Als dieser aufgegessen ist, fragen sie mich nach mehr. Ich verkünde ihnen, dass ich nicht mehr habe. Da wirft sich die Jüngere der beiden schreiend auf den Boden. Sie weint und ist sehr aufgebracht. Den Grund können wir uns alle vorstellen: Sie ist wütend und traurig und hätte gerne mehr gehabt.
Ich atme kurz ein und aus und nehme mir vor, sie zu unterstützen ihren Zorn zu verstehen. Dazu setzte ich mich tröstend daneben und warte ab, bis die erste Wut vorbei ist und sie ansprechbarer wird und sage:
„Ich sehe, du bist gerade sehr wütend, das ist okay. Sollen wir mal gemeinsam überlegen, was dich gerade so wütend gemacht hat?“
Sie weint noch etwas auf meinem Schoß und wir sprechen gemeinsam darüber, dass wir sicher einen anderen Tag auch nochmal etwas vom Bäcker holen können und es einfach für heute genug war. Sie beruhigt sich und kann nach einem gemeinsamen Buch lesen wieder in ein entspanntes Spielen starten.
Bild: ©Luettes Lächeln
Sensibel auf die Gefühle der Kinder einzugehen kann auch bei starken Emotionen wie Wut, Angst und Traurigkeit das Selbstbild des Kindes stärken und es dabei unterstützen, die eigenen Gefühle besser zu verstehen und kennenzulernen.
Meine Tipps für eine gefühlssensible Kommunikation:
1. Spiegel durch Worte das Gefühl, das du bei deinem Kind sehen kannst:
„Ich sehe du bist wütend, traurig, fröhlich …“
2. Überlege mit deinem Kind, woher dieses Gefühl kommt
„Kannst du mir erzählen, was dich traurig gemacht hat?“
3. Möchte dein Kind, dass das Gefühl sich ändert?
„Sollen wir mal zusammen forschen, wie wir die Angst kleiner bekommen?“
4. Sage deinem Kind, dass jedes Gefühl sein darf
5. Findet gemeinsam heraus, für was Angst gut ist, warum man sich ekelt, wieso man weint, wenn man traurig ist. Jedes Gefühl hat einen Sinn!
Als Mutter weiß ich, dass diese Art der Kommunikation nicht in jeder Situation machbar ist. Wir sind als Eltern nicht perfekt und dürfen auch Fehler machen.
Wichtig ist, auch Erwachsene dürfen sich bei Kindern für Fehlverhalten entschuldigen. Damit begegne ich meinem Kind auf Augenhöhe und bin ein Vorbild.
Wenn ich das Selbstwertgefühl eines Kindes stärken möchte, dann gehört für mich immer auch das Kennenlernen der anderen Gefühle dazu.
Hierzu ein paar Anregungen: Tauscht euch mit euren Kindern aus, ihr werdet sicherlich das ein oder andere Mal überrascht sein.😊
Welche Gefühle gibt es?
Wozu sind meine Gefühle gut und welchen Sinn haben sie?
Wo spüre ich, wenn ich wütend, glücklich oder ängstlich bin?
Was kann mir helfen, mit starken Gefühlen zurecht zu kommen?
Wie sehen andere Menschen aus, wenn sie fröhlich, müde, wütend etc… sind?
Wer kann mir helfen?
In unserem Lerntherapeuten Netzwerk sind viele hilfreiche Tipps zusammen getragen worden, wie Eltern und pädagogische Fachkräfte das Selbstwertgefühl von Kindern stärken können.
Schaut dazu doch gerne mal auf die Seite von Susanne Seyfried.
Man hat immer wieder im Leben Zweifel und muss Herausforderungen bewältigen. Ein gesundes Selbstwertgefühl kann da sehr helfen. Nicht scheuen, im Ernstfall psychologische Nothilfen anzunehmen!